Wer sich mit der Nachzucht mariner Tiere intensiver beschäftigt, kommt in aller Regel nicht umhin, in Form und Größe ganz unterschiedliche Gefäße einzusetzen. Dabei besteht häufig die Notwendigkeit, Phyto- oder Zooplankton sowie Larven entweder turbulent oder auch sanft in Bewegung zu halten.
Umwälzpumpen scheiden hierbei meist aus, sei es aus technischen Gründen, sei es zu Schutz der Lebewesen. Dementsprechend wird sehr häufig eine grobperlige Belüftung eingesetzt, um gleichzeitig eine sanfte Strömung und Belüftung zu erreichen. Die Verwendung von Luftschläuchen innerhalb der Gefäße ist aber selten optimal, weil sie zu wenig stabil und oft schlecht zu fixieren sind. Günstiger gestaltet sich die Belüftung mit starren PVC-Luftröhrchen mit 5 mm Durchmesser. Diese sind als Meterware für wenig Geld in den meisten Zoofachgeschäften zu kaufen und können – etwa mit einem Cuttermesser, einer Säge oder notfalls auch einer Schere – leicht auf die gewünschte Länge eingekürzt werden.
Nicht immer ist ein gerades Röhrchen jedoch ausreichend oder für den jeweiligen Zweck ideal. Daher trifft es sich gut, dass die Röhrchen mittels Erhitzen leicht zu biegen sind und so nahezu jeder beliebige Winkel, aber auch andere Formen hergestellt werden können. Zum Erhitzen eignet sich ein regelbares Heißluftgebläse besonders gut, es geht bei entsprechender Vorsicht und mit etwas Geschick aber auch mit einer Kerze (z.B. einem Teelicht) oder sogar einem Feuerzeug.
Allerdings ist es nicht damit getan, das Röhrchen zu erhitzen und abzubiegen. Ohne entsprechende Vorbereitung knickt es an der erhitzten Stelle ein, was den inneren Querschnitt arg verengt oder sogar gegen Null führt. Das ist im Hinblick auf einen möglichst ungehinderten Luft- oder auch Wasserdurchlass natürlich unerwünscht. Um den offenen Querschnitt während des Biegevorgangs aufrecht zu erhalten, muss er von Innen gestützt werden, indem man das Rohr füllt. Hierzu wird meist empfohlen, eine Seite des Röhrchens zu verschließen und es dann mit feinem Sand zu füllen. Je feiner der Sand ist und je besser man ihn durch Klopfen verdichtet, desto besser wird das Ergebnis sein. Von den Ergebnissen her ist das auch tatsächlich eine der besten Methoden, die ich kenne. Aber man benötigt dazu eben recht feinen Sand (vor allem bei den dünnen Luftröhrchen) und das Einfüllen ist nicht immer ganz leicht. Zudem geht oft etwas daneben und die Ausrede, im Wohnzimmer habe man wegen Glatteis kräftig streuen müssen, wird nicht jede/n Mitbewohner/in überzeugen .
Als brauchbare Alternative verwende ich daher Pfeifenreiniger, die ich - obwohl Nichtraucher - ohnehin immer vorrätig habe. Damit kann man nicht nur besagte Luftröhrchen (auch gebogene) oder Ventile prima durchputzen, sondern z.B. auch die Lufteinzugsdüsen von Abschäumerpumpen reinigen. Durch den darin enthaltenen Draht, lassen sie sich gut in die Röhrchen schieben und - was besonders wichtig ist - nach dem Biegen mit einem kräftigen Zug auch wieder entfernen. Allerdings ist ein Pfeifenreiniger allein zu wenig, um das Röhrchen hinreichend auszufüllen. Bei kürzeren Teilen klappe ich einen Reiniger daher zusammen, so dass das schmalere Ende beim dickeren zum Liegen kommt. Liegt die gewünschte Biegestelle weiter innerhalb des Röhrchens, nehme ich zwei Pfeifenreiniger, die ich meist gegenläufig (dünnerer Teil des einen zum dickeren Teil des anderen) aneinander lege. Das ergibt in der Summe durchgehend etwa die gleiche passende Stärke.
Wenn das gebogene Röhrchen vor und/oder nach der Biegestelle eine bestimmte Länge haben soll, empfiehlt es sich, zunächst etwas großzügiger abzulängen. Der Biegevorgang ergibt im Idealfall keinen Winkel, sondern eine Bogen, dessen Radius vorab schwer berechenbar ist. Da ist es leichter, die exakten Längen erst nach dem Biegevorgang durch Abschneiden der geraden Enden herzustellen.
Die Pfeifenreiniger werden in das betreffende Röhrchen ein Stück weit über den beabsichtigten Scheitelpunkt der geplanten Biegung hinein geschoben. Dann wird das Röhrchen an der Biegestrecke vorsichtig(!) erhitzt. Das Material darf keinesfalls verschmoren oder so weich werden, dass es beim Biegen reißt. Ich schreibe von „Biegestrecke“, weil das Röhrchen nicht nur punktuell erhitzt werden soll, sondern über einige Zentimeter Länge, die dann den Bogen ergeben. Das Röhrchen muss beim Erhitzen auch gedreht werden, um es rundherum gleichmäßig weich zu bekommen. Ist dies ausreichend der Fall, kann man vorschichtig den Biegevorgang durchführen. Ich halte dabei das Teil etwas erhöht über dem Heißluftgebläse oder der Kerze, um die Geschmeidigkeit des Materials aufrecht zu erhalten. Das muss man etwas üben und jeder muss für sich die beste Methode finden, dem Werkstück möglichst ohne Brandblasen an den Fingern die gewünschte Form zu geben.
Ist die gewünschte Biegeposition erreicht, muss das Röhrchen noch einige Zeit festgehalten oder anderweitig fixiert werden, da es sich ansonsten beim Erkalten etwas zurückbiegt. Kaltes Wasser beschleunigt die Abkühlung natürlich. Ist das Material wieder fest, können die Pfeifenreiniger wieder herausgezogen werden. Das kann je nach Biegung durchaus etwas Kraft erfordern, sollte aber in jedem Fall mit der nötigen Vorsicht geschehen. Durch die Biegung ist die Wandstärke des Röhrchens verringert worden; das kann bei zu viel Gewalt schon einmal zu einem Bruch führen. Daher ist es auch ratsam, Mehrfachbiegungen möglichst nacheinander und nicht in einem Biegevorgang anzulegen.
Mit der vorgenannten Methode lassen sich unterschiedlichste Formen verwirklichen. Nicht nur Winkel sind möglich. Auch hakenförmige Formen lassen sich herstellen, mit denen man das Röhrchen am Rand des Gefäßes einhängen kann und so nicht nur einen guten Halt, sondern auch eine stets gleiche Eintauchtiefe erreicht. Die Biegung sieht meist nicht so schön aus, wie mit Sandfüllung, aber um einen Schönheitspreis geht es ja dabei selten. Die Pfeifenreiniger-Methode hat den Vorteil, schneller und sauberer zu Ergebnissen zu kommen als mit der Sandfüllung. Insbesondere sind die Pfeifenreiniger mehrfach verwendbar. Die Methode hat aber auch Grenzen. Nicht ganz einfach ist es, auf diese Art und Weise eine Biegung in der Mitte eines längeren Röhrchens herzustellen. Allerdings geht es, man muss die aneinandergelegten Pfeifenreiniger an einem dünnen Draht oder einer starken Angelschnur befestigen und in die gewünschte Position ziehen. Zieht man sie immer eine Position weiter, sind auch Mehrfachbiegungen (z.B. S-förmig) über längere Strecken möglich. In solchen Fällen greife ich dann aber doch lieber auf die Sand-Methode zurück.
Viel Spaß beim Biegen!
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