Meerwasser-LexikonDen folgenden interessanten Bericht über die Zucht von Amblyglyphidodon aureus (Goldener Riffbarsch), hat Todd Gardner in Breeder´s Net veröffentlicht. Mit freundlicher Genehmigung des Autors sowie der Fotografen Joe Yaiullo und Christopher Paparo, für die wir uns recht herzlich bedanken, ist es der IFMN gestattet, eine Übersetzung zu veröffentlichen:

 

Zucht von Amblyglyphidodon aureus (Goldener Riffbarsch),
ein viel versprechender Kandidat für die Aquakultur

Von Todd Gardner


Viermal wurde von verschiedenen Amblyglyphidodon aureus-Paaren Fischlaich gesammelt, die Eier wurden bis zum Schlupf gebracht und die Larven mit einer nahezu 100 prozentigen Erfolgsrate aufgezogen. Als Erstfutter wurden Rädertierchen benutzt. Diese ersten Erfolge in der Aufzucht von A. aureus legen nahe, dass Mitglieder der Familie dieser Spezies gute Kandidaten für die kommerzielle Aquakultur darstellen.


Demoisellen (Pomacentridae) zeigen das Dilemma vieler Leute, die in der marinen Zierfischzucht involviert sind. Sie sind zähe, aggressive Fresser, die in einer großen Vielfalt brillanter Farben zu uns kommen und sehr beliebt unter den Hobbyisten sind. Wie auch immer, bis jetzt wurden trotz der enormen Popularität der Familie der Demoisellen nur 2 von 28 Gattungen kommerziell nachgezüchtet (Amphiprion und Premnas). Versuche mit anderen Spezies in der Gattung, einschließlich Pomacentrus, Abudefduf, Chrysiptera und Dascyllus waren bis heute jedoch wenig bis gar nicht erfolgreich.

Der Grund dafür dürfte mit aller Wahrscheinlichkeit die geringe Größe der Tiere zum Zeitpunkt des Schlupfs sein, die das Füttern mit Rädertierchen als Erstnahrung verhindert.
Es war mir möglich diese These zu verifizieren, während ich selbst Zuchtversuche mit Chrysiptera parasema, Dascyllus trimaculatus und Pomacentrus leucostictus unternahm. Dascyllus albisella und D. auranus sind unter Laborbedingungen nachgezüchtet worden (Danilowicz und Brown, 1992), allerdings mit der Zugabe von wildem Plankton.

Obwohl Demoisellen beinahe die Hälfte der 20-24 Millionen jährlich gehandelten marinen Zierfische einnehmen (Wabnitz et al. 2003), bietet ihr niedriger Handelspreis wenig Anreize für Wissenschaftler und Aquakulturunternehmer, die letzten Hürden zur kommerziellen Zucht zu überwinden.

Amblyglyphidodon aureus (Goldener Riffbarsch)
Schwarm Goldener Riffbarsch

In der nachfolgenden Untersuchung wird beschrieben, wie Eier von einem Paar Amblyglyphidodon aureus, gesammelt in der Korallenriffausstellung der Atlantis Marine World, einem öffentlichen Aquarium in Riverhead New York, aus 4 verschiedenen Laichvorgängen zum Schlupf gebracht wurden und die Larven mit einer beinahe 100-prozentigen Überlebensrate aufgezogen werden konnten. Als Erstnahrung dienten Rädertierchen. Dieser erste Erfolg legt nahe, dass Mitglieder dieser Art gute Kandidaten für die kommerzielle Aquakultur sind.

METHODEN:

Im Mai 2006 spendete ein Hobbyaquarianer 6 A. aureus, die Tiere wurden nach der Quarantänezeit in das 76.000l Riffquarium von Atlantis Marine World eingebracht.
Das waren unsere ersten Erfahrungen mit Demoisellen dieser Art und unsere Beobachtung während der Quarantänezeit führten zu der Entscheidung, die Tiere in das Riffaquarium zu setzen. Wie auch Chromis spp. und im Gegensatz dazu andere Pomacentride sind Amblyglyphidodon spp. pelagische und gesellige, freischwimmende Fische, die in losen Gruppen leben und weniger ihr eigenes Territorium am Bodengrund verteidigen. Diese Charakteristika machen dieses Tier so gut geeignet für das große Gemeinschaftsriffaquarium.

Im August 2006 während einiger Arbeiten an der Verrohrung der Aquariums, wurde an einem Rohr nahe der Oberfläche ein Gelege entdeckt. Weitere Beobachtungen enthüllten später, dass A. aureus das Gelege verteidigte. Es war uns nicht möglich zu bestimmen, wie lange das Gelege sich dort befand. Nach 2 weiteren Tagen wirkten die Eier gut entwickelt und wir entschieden uns, das Rohrstück mit dem Gelege zu entnehmen, um einen Zuchtversuch zu unternehmen.

Das Rohrstück mit dem Gelege wurde in ein 100l Zuchtaquarium überführt. Natürliches Meerwasser diente als Zuchtbasis und das Gelege wurde vorsichtig belüftet. Die meisten Larven schlüpften in der zweiten Nacht, nach der Entnahme des Geleges. Beim Schlupf waren die Larven ca. 5 mm groß. Rädertierchen (Brachionus rotundiformis) wurden bis zu einer Futterdichte von 10/ml in das Zuchtbecken gegeben.

Obwohl die Larven relativ groß waren und auch die Rädertierchen als Futter zu akzeptieren schienen, war ich auf Grund meiner vorherigen Fehlschläge mit anderen Demoisellen nicht allzu zuversichtlich. So entschied ich mich, auch Copepoden (Acartia hudsonica) in die tägliche Fütterung zu integrieren. Die Alge Isochrysis galbana wurde auf einer Futterdichte von 2x10^5 Zellen/ml für die ersten 10 Tage gehalten, danach wurde das Aquarium an das Hauptzuchtsystem angeschlossen.
Das Zuchtsystem besteht aus sieben 100l Zuchtaquarien, einem Biofilter und einer 40w UV-Anlage.

Beginnend mit dem elften Tag wurden mit ungesättigten Fettsäuren angereicherte Artemien auf den Speiseplan der Larven gesetzt und ersetzten nach einer Übergangszeit von 3 Tagen die Brachionus rotundiformis und die Copepoden.
Ab dem 20. Tag wurde Trockenfutter angeboten, jedoch blieben bis zum 50. Tag Artemien das Hauptfutter.

1 ½ Zoll PVC Rohr mit dem Gelege. Larven schlüpfen am Abend des 5-6 Tages nach dem Laichvorgang unter sanfter Belüftung. Larve von A. aureus direkt nach dem Schlupf Larve von A. aureus 12 Tage nach dem Schlupf.
1 ½ Zoll PVC Rohr mit dem Gelege. Larven schlüpfen am Abend des 5.-6. Tages nach dem Laichvorgang unter sanfter Belüftung. Larve von A. aureus direkt nach dem Schlupf Larve von A. aureus 12 Tage nach dem Schlupf.
Sich vertiefender Körper, Unterscheidung
der Flossen und erst Erscheinen von Pigmenten

Um den 15. Tag begannen die Larven ihr Aussehen und ihr Verhalten zu ändern.
Der Körper wurde zusammen gestaucht und buchstäblich breiter. Die Afterflosse wurde leicht gezackt und kleine Pigmentzellen (Melanophoren) begannen zu erscheinen. Auch begannen die Larven sich nun eher am Boden oder anderen
Strukturen aufzuhalten. Ein weiterer deutlicher Wandel wurde um den 30. Tag auffällig, der Körper zog sich weiter in die Länge und ganz plötzlich über Nacht stieg die Anzahl an Pigmentzellen drastisch an, bis die Fische ein strahlendes gelb annahmen.

Es gab keine Todesfälle im Larvenstadium zu verzeichnen, bis auf die 5 Tiere, die wir wöchentlich zu fotografischen und Messzwecken opfern mussten. Die durchschnittliche Wachstumsrate der Larven in den ersten 30 Tagen betrug etwa 0,17mm/Tag.

Larve von A. aureus 15 Tage nach dem Schlupf. Flossen beinahe komplett entwickelt. Bei dieser 15 Tage alten Larve kann man erste Pigmentzellen erkennen. 30 Tage nach dem Schlupf hat A. aureus die charakteristische Körperform der Demoisellen angenommen
Larve von A. aureus 15 Tage nach dem Schlupf.
Flossen beinahe komplett entwickelt.
Bei dieser 15 Tage alten Larve kann man
erste Pigmentzellen erkennen.
30 Tage nach dem Schlupf hat A. aureus die charakteristische Körperform der Demoisellen angenommen.



A. aureus am 32. Tag nach dem Schlupf. Für mich die größte Belohnung nach der harten Arbeit für die Aquakultur: Ein ganzes Aquarium voll mit Larven, die das Stadium der Metamorphose hinter sich haben.
A. aureus am 32. Tag nach dem Schlupf. Für mich die größte Belohnung nach der harten Arbeit für die Aquakultur: Ein ganzes Aquarium voll mit Larven, die das Stadium der Metamorphose hinter sich haben.

60 Tage nach dem Schlupf, diese Goldenen Riffbarsche könnte man als verkaufsbereit deklarieren. Wahrscheinlich werden sie diesen Sommer ein paar Farbklekse in unserem 300.000l Schnorchelbecken werden.
60 Tage nach dem Schlupf, diese Goldenen Riffbarsche könnte man als verkaufsbereit deklarieren. Wahrscheinlich werden sie diesen Sommer ein paar Farbklekse in unserem 300.000l Schnorchelbecken werden.

Ein A. Aureus verteidigt sein Gelege auf einer abgestorbenen Gorgonie. Ihre Tendenz ein Nest auf Korallenskeletten zu bauen, macht sie für manche Aquarianer eventuell zu einer fragwürdigen Besetzung für das Riffaquarium.
Ein A. Aureus verteidigt sein Gelege
auf einer abgestorbenen Gorgonie.
Ihre Tendenz ein Nest auf Korallenskeletten zu bauen,
macht sie für manche Aquarianer eventuell zu einer
fragwürdigen Besetzung für das Riffaquarium.

Unglücklicherweise muss ich auch eine negative Eigenschaft dieses eigentlich riffaquariengeeigneten Fisches nennen. Obwohl relativ friedlich für einen Pomacentriden mit keinerlei Interesse an Korallen, fressen trächtige Tiere manchmal einige Stellen an Acroporas ab, um dort ihr Gelege zu befestigen. In unserem 76.000l Becken ist das kein Problem, in einem kleinen Aquarium könnte es jedoch eines werden. Ich habe niemals mit dem Spender der Tiere gesprochen, aber ich frage mich, ob dieses Verhalten nicht etwas mit der edlen Spende zu tun hat...

Die gute Neuigkeit ist, sobald ein Paar sich einen Platz ausgesucht hat, bleiben sie auch an diesem und schädigen keine anderen Tiere mehr.
Das Pärchen, dem das Gelege von Bild 10 gehört, hat nun seit mehr als 6 Monaten nicht mehr den Brutplatz gewechselt. Die Tiere schützen manchmal sogar das von ihnen erwählte Tier, indem sie Fressfeinde verjagen, Parasiten fressen und Algen an den frei gefressenen Stellen abweiden.

Seit dem ersten Schlupf wurden 3 weitere Gelege entnommen und aufgezogen. Alle Tiere wurden seitdem ohne Copepoden aufgezogen, mit einer Überlebensrate von nahezu 100%.
Die problemlose Aufzucht von A. aureus in den ersten Versuchen legt nahe, dass diese Art sich für die Aquakultur sehr gut eignet. Einen Teil der ersten Brut haben wir nun an unseren Freund Bill Addison, den Besitzer von C-quest marine ornamental fish farm in Puerto Rico verschickt. So wird A. aureus hoffentlich bald bei den lokalen Zierfischhändlern zu finden sein.

Literaturverzeichnis:
1. Danilowicz, Bret S. And Brown, Christopher L. 1992 Rearing methods for two damselfish species: Dascyllus albisella and D.aruanus. Aquaculture 106: 141-149
2. Wabnitz,C., Taylor, M., Green, E., and Razak, T. 2003. From ocean to aquarium: The global
trade in marine ornamental species. UNEP World Conservation Monitoring Centre. 65 pp.

Photos von Todd Gardner, Christopher Paparo and Joe Yaiullo

Orginalartikel siehe:
http://www.advancedaquarist.com/2008/4/breeder

   
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