Den folgenden interessanten Bericht über die Zucht von Amblyglyphidodon ternatensis (Bleeker, 1853)
haben Matthew L. Wittenrich, PhD und Eric Cassiano auf risingtide veröffentlicht.
(Anm. der Red.:Ein deutscher Name scheint sich noch nicht durchgesetzt zu haben, gefunden haben wir Gelbe Demoiselle und Zitronen Chromis)
Mit freundlicher Genehmigung der Autoren , für die wir uns recht herzlich bedanken, ist es der IFMN gestattet, eine Übersetzung zu veröffentlichen:
Zucht von Amblyglyphidon ternatensis - ein weiterer Kooperationserfolg
Riffbarsche sind fast allgegenwärtig in den meisten Unterwasserhabitaten in aller Welt.
Mehr als 320 Spezies mit 28 Unterarten sind bislang beschrieben worden und bieten eine unglaubliche ökologische Diversität in Wildnis und Schauaquarien.
Diese unglaubliche Vielfalt in Farbe, Größe und Verhalten gepaart mit ihrer Robustheit in Gefangenschaft führt dazu, dass die Riffbarsche sich großer Beliebtheit im weltweiten Aquarienhandel erfreuen.
Sie sind eine der meist gehandelten Rifffischarten.
Ironischerweise wissen wir nur sehr wenig über die Vermehrung dieser Tiere in Gefangenschaft.
Abgesehen von der Unterfamilie der Clownfische (Amphiprionae) sind bis jetzt nur sehr wenige Riffbarsche mit Erfolg in Gefangenschaft gezüchtet worden.
Die Schwierigkeiten bei der Aufzucht liegen wohl in ihrer kleinen Schlupfgröße und der Findung der für sie passenden Nahrung.
Der Darminhalt wildlebender Riffbarschlarven legt nahe, dass sie sehr wählerische Jäger sind.
Spezialisiert haben sie sich wohl auf cyclopoide Copepoden. Einzelne Riffbarschexemplare sind nicht allzu teuer, deswegen bietet sich bislang kein großer Anreiz für die Zuchtindustrie, Geld in die Erforschung
neuer Zuchtmethoden für große Mengen von Fischen zu investieren. Um also die kommerzielle Zucht von Riffbarschen erfolgreich zu gestalten, müssen wir einen zuverlässigen Weg finden, große Mengen von Tieren zu züchten oder einfach zu vermehrende Arten in den Fokus des Aquarienhandels rücken. Diesen Engpass hin zur Produktion zu überwinden, bedeutet bei den meisten Spezies, zuverlässige Zuchtprozesse für Cyclopoid Copepoden zu finden, bevor man versucht perfekte Umweltbedingungen zu schaffen, um den Fressreiz der Tiere auszulösen.
Auch wenn diese Pläne notwendig sind und von den meisten Rifffischzüchtern geteilt werden, ist es nie eine schlechte Idee, einfach aufzuziehende Arten zu finden.
2007 überraschte Todd Gardner von der Atlantis Marine World in Long Island New York die Industrie mit der Aufzucht eines Riffbarsches. Todd veröffentlichte einen Artikel in dem Magazin „Advanced Aquarist", der beeindruckende Bilder von Aquarien voll von strahlend gelben in Gefangenschaft aufgezogenen Riffbarschen zeigte. Diese Golddemoiselle (Amblyglyphidodon sp.) schien die Antwort auf alle Probleme der kommerziellen Riffbarschzucht zu sein – ein Riffbarsch der mit Rädertierchen und Artemia aufgezogen werden kann und das mit einer unglaublichen Erfolgsquote.
In Gefangenschaft aufgezogene Riffbarsche stellten einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zum dauerhaften Erfolg unseres Hobbys dar.
Hier im Tropical Aquaculture Lab in Ruskin Florida haben wir kürzlich eine Chance gehabt, diesen großartigen Erfolg auszubauen. Anfang Dezember 2011 sendeten uns Charles Delbeek, Richard Ross und Marisa Avilla vom Steinhart Aquarium in Kalifornien eine Nachricht, dass es zur Eiablage eines Amblyglyphidodon ternatensis Pärchens gekommen war. Mit größter Vorsicht wurden die Eier zur Versendung nach Florida vorbereitet. Die Fliese auf denen sich das Gelege befand, wurde zwischen
zwei Stücke Styropor gepackt, um es vor Kontakten mit dem Transportgefäß zu schützen. Das Transportwasser wurde mit purem Sauerstoff angereichert bevor die Eier hinzugefügt wurden. Außerdem
wurde die Versandbox so gestaltet, dass ein verrutschen des Transportgefäßes nicht möglich war. Diese Sicherheitsmaßnahmen stellten für uns die beste Versandmethode für die Eier dar.
Trotzdem wurden bei dieser speziellen Sendung viele der Eier beschädigt und die Temperatur war auf 19,4 Grad Celsius gesunken. Einige Eier blieben jedoch heil und boten uns so die Chance, einen Versuch zu starten bei dem wir einiges über die Aufzucht lernen konnten.
Die Wassertemperatur unserer Larvenaufzuchtanlage liegt bei etwa 26 Grad Celsius – ein Unterschied von knapp 7 Grad Celsius zum Transportgefäß. Wir fanden heraus, das die beste Möglichkeit der Temperaturanpassung die Herunterkühlung des Aufzuchtaquariums mit Eis gefüllten Plastiktüten
war. Sobald die Temperatur in Transportgefäß und Aquarium gleich war, überführten wir die Eier in das Zuchtaquarium, um sie so schnell wie möglich in sauberes Wasser zu bringen. Dieser Prozess erlaubt die
langsame Temperaturanpassung großer Wassermassen inklusive dem Vorteil guter Wasserqualität. Die Fliese mit dem Gelege wurde an einem PVC- Rohrstück befestigt, um es vor dem Kontakt mit dem Aquarienboden zu schützen. Danach brachten wir unter dem Gelege einen Luftausströmerstein
an, um das Gelege zu belüften und zum Schlupf zu bringen. Am morgen des vierten Tages nach dem Erhalt der Larven wurden wir begrüßt von vier winzigen Larven, die verzweifelt an der Oberfläche schwammen. Es war uns klar, dass der Rest des Geleges es nicht geschafft hatte und wir
entfernten die Fliese aus dem Aquarium. Außerdem reduzierten wir den Luftzufluss und fügten genug lebendes Phytoplankton (T-ISO) hinzu, bis das Wasser einen hellbraunen Farbton annahm. Die Larven waren ca. 4mm lang und wirkten ziemlich robust.
Der Großteil unserer Arbeit in letzter Zeit beschäftigte sich mit pelagischen Laichern. Auch wenn wir über eine Kultur von Rädertierchen verfügen, nutzen wir sie nicht sehr oft und so hatten wir grade genügend
Futter, um ein 100l Aquarium zu versorgen. Deswegen boten wir den Larven Copepoden Nauplien an. Pseudodiaptomus pelagicus Nauplien waren die einzige Futterquelle in den ersten acht Tagen. Ab dem achten Tag fügten wir noch angereicherte Artemia Nauplien hinzu, am 25. Tag schließlich ergänzten wir Trockenfutter.
Die Larven wuchsen schnell, aber trotz ihrer relativ großen Geburtsgröße erreichten sie die Metamorphose schon nach dem 25. Tag. Die Jungtiere sind heute 44 Tage alt und haben eine tolle limonengrüne Farbe angenommen. Diese Tiere scheinen perfekte Kandidaten für die
kommerzielle Großproduktion zu sein und wir sind sehr erfreut zu erleben, dass die Vermehrung von Riffbarschen ein lohnenswertes Zukunftsprojekt darstellt.
Der Link zu Todd Gardners Artikel aus Advanced Aquarist zur Aufzucht von Amblyglyphidodon aureus
Matthew L. Wittenrich, PhD.
Eric Cassiano
University of Florida
Tropical Aquaculture Lab
Übersetzt aus dem Englischen von Mathias Muth