Plankton

Das erste Mal stieß ich vor vielen Jahren auf das hier vorgestellte Prinzip des Planktonfangs mittels Luftheber, als ich bei der Zucht von Mysis versuchte, die frisch geschlüpften Tiere von ihren kannibalischen Eltern zu trennen.

Das Prinzip erschien einfach: Mittels eines Lufthebers wird Wasser in ein Gefäß oder abgetrenntes Abteil eines Beckens befördert und fließt von dort durch ein Netz, einen Schwamm oder Gaze zurück. Die Ansaugöffnung ist mit einem Gitter oder Netz versehen, das nur die Jungtiere durchlässt, für die Alttiere aber zu engmaschig ist. Leider hat die Vorrichtung nicht den gewünschten Erfolg gebracht, weil das verwendete Becken offensichtlich so groß war, dass zu wenige Jungtiere in die Nähe der Ansaugöffnung kamen (heute würde ich eine LED anbringen). Zudem schwimmen Mysis recht stramm gegen die Strömung an.

Trotz des Fehlschlags wurde die Vorrichtung nicht entsorgt, sondern einer alternativen Verwendung zugeführt. Seit einigen Jahr(zehnt)en halte und züchte ich Lebendfutter im Freiland. Angefangen hat es mit Süßwassserorganismen in diversen Gefäßen und schließlich entstand die Artemiawanne . Zudem wurden und werden neben einigen kleineren Becken auch solche mit 840 l und 300 l Volumen im Freien betrieben. Neben Artemien und Brachionus tummeln sich darin vor allem Tigriopus californicus . Die Tiggerpods haben sich sogar zu einer Plage entwickelt. Sie werden leicht von Gefäß zu Gefäß verschleppt, überleben strengste Winter und verdrängen bei Massenvermehrung Brachionus und Artemien. Aber darum soll es hier nicht gehen.

In den Behältern mit Zooplankton wachsen oft faden- oder mattenförmige Algen, die z. T. schwimmen. Auch sammelt sich mit der Zeit naturgemäß Mulm am Boden an. Das erschwert die Entnahme des Lebendfutters und hier kommt der Planktonsammler ins Spiel. Mit ihm gelingt es mühelos, ziemlich reine Mengen der jeweils kultivierten Tiere zu gewinnen. Der Trick dabei ist, dass über Stunden gesammelt wird und so vorbeischwimmende Organismen eingefangen werden, ohne dass der Bodengrund aufgewirbelt wird oder Algen in den Netzen hängen. Auch kann der Fang durch entsprechende Gitter am Eingang oder Auslauf des Lufthebers der Größe nach automatisch sortiert werden.

Zunächst setzte ich meinen „Mysis-Sortierer" nur stationär mit Saugnäpfen als Befestigung ein (siehe Bild 1).  Beim Stöbern durch Foren der Süßwasser-Aquaristik  entdeckte ich, dass dort nicht nur dasselbe Prinzip angewandt, sondern auch noch auf pfiffige Art und Weise erweitert und erheblich perfektioniert wurde. Das Teil nennt sich dort Autotümpler (die Seite ist lesenswert!) und wird in verschiedenen Variationen zum Fang von Lebendfutter in Tümpeln und Teichen eingesetzt. Das Ergebnis ist meist verblüffend. Natürlich habe ich mir bei den Frischwasserkollegen eine Reihe Anregungen geholt, z. B. für die schwimmende Variante des Planktonsammlers.

Zunächst aber zu meiner Urform des Planktonsammlers, der aus dem „Mysis-Sortierer" entstanden ist. 

Planktons00001Er besteht aus einem einfachen Luftheber, an dessen oberem Ende sich ein Ring befindet, den ich aus einem PVC-Rohr (ø 100 mm) geschnitten und mit Kabelbindern befestigt habe. In den Ring passt ein handelsübliches Artemiasieb (Fa. Hobby). Man muss bei der Montage im Becken darauf achten, dass etwa die Hälfte des Siebes unter Wasser ist, weil ansonsten die hineingepumpten Tiere zu eng oder gar trocken liegen und sterben. Liegt das Sieb tief genug im Wasser, kann man auch ein zweites, gröberes einlegen und so große und kleine Organismen voneinander trennen. Wichtig ist auch, dass sich die untere Ansaugöffnung mindestens 5 cm über dem Boden befindet, da ansonsten u. U. Mulm mit angesaugt wird. Eingesetzt wird dieser Planktonsammler derzeit in einem Becken mit etwa 200 l Meerwasser, das eigentlich für Artemien gedacht war, von den Tigriopus californicus aber „übernommen" wurde. Betrieben wird der Luftheber mit einer solarbetriebenen Membranpumpe , die bei Sonnenschein automatisch ihren Dienst versieht. Nach wenigen Stunden befinden sich große Mengen Futterorganismen, in diesem Fall Tigriopus californicus und einige verbliebene Artemien im Behälter

Planktons00002 Planktons00003 (siehe Bild 2 u. 3).

Für die frühere Artemiawanne ,  die zu meinem Leidwesen ebenfalls von den recht invasiven Tigriopus californicus okkupiert worden ist, bastelte ich mir in Anlehnung an den Autotümpler eine schwimmende Version, die ich hier näher vorstellen möchte. Gummisauger halten nicht gut an der Wanne und der schwankende Wasserspiegel macht immer wieder eine neue Justierung erforderlich.

Das alles umgeht man mit der schwimmenden Fanginsel. Verwendet habe ich folgende Einzelteile (Bild 4):

Planktons00004

1 Artemiasieb

1 PVC-Rohr ø 18 mm

1 PVC-Rohr ø 16 mm

2 Winkel 90°

1 Styrodur-Platte

1 Luftschlauch ø 6 mm

1 Nadelventil

1 Kabelbinder

 

 

 

 

 

 

 

 

Für den Einsatz im Freien bevorzuge ich lichtundurchlässige PVC-Stangenrohre, wie sie in jedem Baumarkt für die Verlegung von Elektroleitungen zu erhalten sind. Sie sind nicht nur sehr preisgünstig, sondern haben auch den Vorteil, nicht so schnell innen zu veralgen, wie dies bei lichtdurchlässigem Material unter Tageslicht der Fall ist.

Aus kurzen Stücken (5 - 6 cm) des PVC-Rohrs ø 16 mm und den Winkeln wird der Auslauf zusammengesteckt. Das Rohr lässt sich recht passgenau und dennoch leicht beweglich in das eigentliche Luftheberrohr ø 18 mm einschieben. Das hat den Vorteil, dass sich der Auslauf wegschwenken lässt, was die Entnahme des Artemiasiebs samt Fang ungemein erleichtert. Auch können die Teile zur Reinigung leicht auseinander gebaut werden.

Der eigentliche Luftheber besteht aus dem PVC-Rohr ø 18 mm. Die Länge des Rohres ist von der Eintauchtiefe abhängig. Beträgt der Wasserstand in dem betreffenden Behälter zum Beispiel 30 cm, wähle ich eine Rohrlänge von etwa 26 cm. Mit 2 cm steckt das Rohr in der Schwimmplattform, so dass das untere Ende circa 6 cm über dem Behälterboden zu liegen kommt. Damit verhindere ich, dass im Betrieb Mulm, der durchaus einige Zentimeter Höhe betragen kann, angesaugt wird. Sollte es z. B. aufgrund unterschiedlicher Einsatzorte nötig sein, kann man das Rohr mit einem unten eingeschobenen Rohrstück mit ø 16 mm variabel gestalten oder es auch einfach mit einem Schlauchstück verlängern.  Die Ansaugöffnung erweitere ich dadurch, dass das Rohr im 45°-Winkel abgeschnitten wird. Schließlich wird einige Zentimeter über dem unteren Ende ein Loch mit ø 5 mm gedroht, in das der 6-mm-Luftschlauch gesteckt wird. Auch diesen schneide ich am Ausgang leicht schräg zu. Natürlich kann man den Luftanschluss auch mit einem Winkel herstellen. Dies hat nach meiner Erfahrung jedoch den Nachteil, dass es unmittelbar am Ausgang zu Verkalkungen kommt, die die Luftzufuhr behindern. Diese Gefahr ist bei einem weichen Schlauch geringer und darüber hinaus können Ablagerungen leicht durch ein gelegentliches Zusammendrücken des Schlauchs beseitigt werden. Mit einem Kabelbinder befestigte ich den Schlauch am Luftheberrohr, womit er nicht nur ordentlich verlegt sondern auch gegen Herausrutschen gesichert ist. Schließlich wird am oberen Ende des Schlauchs ein Ventil montiert. Damit kann man die Luftmenge dosieren. Dies ist sehr wichtig, weil bei einer zu großen Leistung des Lufthebers gerade feine Siebe schnell zum Verstopfen neigen und dann überlaufen. Der schöne Fang geht damit wieder über Bord. Das Bild 5 zeigt den fertig montierten Luftheber vor seinem Einbau in die Schwimmplattform.

Die Schwimmplattform besteht aus Styrodur. Dieses Material ist wesentlich fester und haltbarer als Styropor; Bohrungen werden darin exakter. Das hier verwendete Plattenstück hat eine Stärke von 2 cm. Die vordere Hälfte, die das Fangsieb aufnehmen soll, habe ich auf die halbe Stärke reduziert. Hintergrund ist, dass ansonsten das Artemiasieb, das mit seinem oberen Rand aufsitzen soll, nur noch mit einer geringen Tiefe in das Wasser ragt. Bei sehr reichhaltigen Fängen wird es dann zu eng und die Organismen leiden oder sterben sogar. Den Ausschnitt für das Sieb markiere ich einfach dadurch, dass der obere Rand des Siebes an der entsprechenden Stelle auf die Platte gedrückt wird. Die Schnitte erfolgen dann ca. 1 - 2 mm innerhalb der sich abzeichnenden Linien. Ich achte darauf, dass der obere, erweiterte Siebrand zwar gut aufsitzt, das Sieb selbst aber locker im Ausschnitt Platz hat und nicht klemmt. Dies erleichtert die Entnahme erheblich, ohne dass man die ganze Konstruktion aus dem Wasser zieht.

In der Plattform müssen sodann noch zwei Bohrungen angebracht werden. Die kleinere Bohrung mit ø 6 mm dient der Durchführung dieser Luftschlauchs. Für das Luftheberrohr mit ø 18 mm wird ein Loch mit lediglich ø 15 mm angebracht. Steckt man nun das Rohr vorsichtig aber mit der nötigen Kraft hindurch, sitzt es stramm und bedarf keiner weiteren Befestigung.

Der fertig montierte Planktonsammler ist auf Bild 6 zu sehen,  Bild 7 zeigt ihn in Aktion.
Planktons00006 Planktons00007

Ich betreibe auch den schwimmenden Planktonsammler mit einer solarbetriebenen Membranpumpe. Diese habe ich wasserdicht in eine Kunststoffdose eingebaut Planktons00008. Dabei darf man nicht vergessen, dass eine entsprechend dimensionierte Ansaugöffnung angebracht wird. Ich habe dies seitlich mit einem Winkel und einem Rohr verwirklicht, das mit einem Filter gegen das Eindringen von Insekten gesichert ist. Die Kabeldurchführung muss natürlich ebenfalls wasserdicht angebracht werden. Diese Methode habe ich schon mehrfach angewandt und einige so untergebrachte Membranpumpen funktionieren bei Wind und Wetter im Freien seit Jahren (aber keine 230-V-Pumpen verwenden!). Natürlich kann man, wie dies auch beim Autotümpler ersichtlich ist, dem Planktonsammler alternativ mit batteriebetriebenen Membranpumpen laufen lassen (vgl. Bild 9). Dabei empfiehlt es sich, auf wieder aufladbare Akkus zurückzugreifen. Soll die Pumpe unmittelbar auf der Plattform mitschwimmen, muss diese natürlich entsprechend größer und mit einer Sicherung gegen das Herunterfallen angelegt werden.

Planktons00009 Alternativ zu dem hier verwendeten Artemiasieb habe ich auch schon feine Kescher, Plexiglaszylinder mit Gazeverschluss oder auch käufliche Planktonsiebe eingesetzt. Ganz besonders gut eignen sich dafür die Siebe des Meerwassershops, weil sie nicht nur in verschiedenen Maschenweiten zu erhalten sondern konisch ausgebildet und daher hervorragend in ein kleines rundes Loch einzusetzen sind  (siehe Bild 10). Auch verfügen sie über eine recht große Siebfläche, so dass trotz geringer Maschenweite die Gefahr des Verstopfens minimiert wird. Bei Sieben unter 150 µm muss man aber dennoch sehr behutsam den Durchfluss einstellen sowie häufiger kontrollieren und am Besten ein etwas gröberes zum Abfangen größerer Partikel vorschalten. Bei sehr kleinen Organismen stößt der Planktonsammler daher an seine Grenzen.

Planktons00010Alternativ kann man den Ablaufbogen auch mit einem Stück eines flexiblen Rohres bilden, das es ebenfalls in der Elektroabteilung der Baumärkte für die Verlegung elektrischer Leitungen gibt (vgl. Bild 10). Vorgefertigte Rohrbögen gehen natürlich auch, wenn man sie passend zuschneidet; die Konstruktion sollte nur nicht zu hoch werden.

Wer nun mit dem Planktonsammler nichts anzufangen weiß oder die Methode doch für zu aufwändig hält, der interessiert sich vielleicht für eine Abwandlung davon. Das ist der Larvensammler, der in einem anderen Bericht vorgestellt wird.

© WS

Zur Diskussion in unserem Forum über den Plnktonsammler geht es hier.

 

 

   

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