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Als auf korallenriff.de über die erfolgreiche Zucht von A. tomentosus berichtet wurde, war das Team der IFMN natürlich sofort Feuer und Flamme um mehr über die Aufzucht und vor allem über den Züchter zu erfahren. Schnell war der Kontakt über Gerd Guddat von der Korallenfarm Witten, wo die Eltern der jungen Feilenfische in einem 4500 Liter Korallenbecken leben, zum Züchter Achim Kahlert hergestellt. Dem Gerd sei auch an dieser Stelle für diese Vermittlung recht herzlichen gedankt.

Was wir gerne von Achim, Gerd und Robert vom korallenriff.de wollten, lag auf der Hand und keiner hatte irgendein Problem damit, den Bericht über die Nachzucht von A. tomentosus auch auf den Seiten der IFMN öffentlich zur Verfügung zu stellen.
Ausserdem gibt es jetzt auch einen Eintrag zur Nachzucht des Tang-Feilenfisch im nachzuchtenregister.de mit den zusammengefassten Details zur Aufzucht direkt von Achim selbst und damit aus erster Hand.

Natürlich haben wir einen weiteren glücklichen Umstand ebenfalls ausgenutzt: Achim wohnt nicht weit entfernt von mir (Frank) und meine Team-Kollegen schickten mich unverzüglich auf „Dienstreise“, nachdem Achim sich mit dem Besuch spontan einverstanden erklärt hatte. Und Achim sowie seine Anlage waren die Reise wert! Ich habe nicht nur eine sehr fähigen, netten und offenen Züchter ohne Geheimniskrämerei kennen gelernt, sondern auch eine Menge Informationen über seine unkomplizierten, aber dennoch sehr erfolgreichen Methoden erhalten. Wir freuen uns, über diesen Besuch und seine Tipps in Wort und Bild berichten zu können.

ak 3086Achims salzige Welt liegt im 5. Stock in Gevelsberg im Ennepe-Ruhr-Kreis und um mit der Einleitung direkt ins nasse Hobby einzusteigen, schwenken wir von der dortigen Ennepetalsperre als Trinkwasserversorger direkt auf das Wechselwasser seiner Aquarien um.
Als langjähriger Süßwasseraquarianer hatte Achim gute Erfahrungen mit der Haltung und Zucht von Diskus und Co. gemacht, ohne dieses Wasser aufzubereiten. Auch jetzt in Salzwasserzeiten benutzt er weder Umkehrosmose noch Mischbettharze. Er schwört nach wie vor auf "Kraneberger" pur in allen Situationen.

Obwohl Achim Züchter mit Herzblut ist, macht er das nur "nebenbei", denn auf sein großes Riffbecken möchte er keineswegs verzichten. Dieses dominiert sein Hobbyzimmer neben einem kleinen Ablegerbecken im Kreislauf, 2 kleinen Larvenaufzuchtbecken und einem Würfel für die Halbwüchsigen.

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Wenn er Wert auf einfache Mittel in allen Belangen legt und zum Beispiel auf ein Technikbecken verzichtet, so heißt das aber nicht, dass er nicht auf der Höhe der Zeit wäre. So gibt es eine nagelneue LED Beleuchtung zu bewundern einschließlich Gewittersimulationen und Farbdemos, die er über den Computer fernsteuert. LED haben es ihm überhaupt angetan, ich konnte keine Röhre, Brenner oder Birne mehr über seinen Becken entdecken.

Aber weswegen war ich hauptsächlich gekommen? Natürlich wegen der kleinen Tangfeilenfische und hier schwammen sie in seinem Ablegerbecken. So knappe 10 konnte ich spontan entdecken. Noch recht klein, aber doch unterschiedlich entwickelt und manche deutlich größer als andere.
Auch für Achim ist das eine Besonderheit, die ihm bei den Aufzuchten anderer Arten nie so deutlich aufgefallen ist. Hier gab es doch extreme Nachzügler und einige recht freche und große Exemplare aus dem selben Wurf, äh Gelege (Hallo Angi ;-) ).
Aber so wenige? Das sollten doch viel mehr sein. Und es waren auch viel mehr, aber hier kommt die Fähigkeit des Farbwechsels und der allgemeinen Tarnung durch Form und Schwimmverhalten zu Tage. Nur die wenigsten schwimmen frei umher oder halten sich über dem Bodengrund auf. Die meisten versteckten sich an oder in der extra dafür an der Oberfläche aufgehängten Alge oder Gorgonie. Um beim Erkennen der Winzlinge zu helfen, schüttete Achim etwas aufgetaute Artemia ins Becken und plötzlich lösten sie sich aus ihrer Tarnung. Jetzt fiel es schwer sie zu zählen.

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Vier der etwas weiter entwickelten A.tomentosus schwimmen sogar im großen Riffbecken und behaupteten sich dort hervorragend. Achim konnte sie übrigens immer sofort lokalisiert, ich hingegen verlor sie immer wieder kurzzeitig aus den Augen. Die Tarnung funktioniert!

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Unterhalb des Ableger- und Aufzuchtbeckens waren die zwei kleinen, ca. 20l Larvenbecken. Leider momentan mit keinerlei Larven belegt. An Technik gab es hier leider auch nichts zu bewundern. Aber nicht, weil keine Larven da waren, sondern weil Achim außer einem Luftschlauch keine benutzt. Noch nichtmal einen Luftheber, der im durch Gaze abgeteilten Bereich des ehemaligen Phytoplanktonbehälters Platz gehabt hätte. Er benutzt dieses kleine Abteil lediglich um den täglichen Wasserwechsel schonend ablaufen zu lassen. Das Wasser wird mit dem Schlauch hinter der Gaze abgesaugt und ebenso hinter der Gaze wieder zugeführt, damit die Vermischung nur langsam vonstatten geht. Überhaupt ist der Wasserwechsel ein wichtiges Thema für den Züchter. Er nimmt immer nur Wasser aus dem Hauptbecken. niemals frisch angesetztes oder auch kein gereiftes. In den ersten 3 Tagen verzichtet er sogar ganz darauf, weil seiner Erfahrung nach die Larven immer sehr anfällig auf aggressive Wasserwechsel reagieren.

Früher hat er seine Larven einfach mit einer Lampe bewaffnet nach Abschalten der Beleuchtung und mit Hilfe eines Schlauches abgesaugt.
Mich überraschte es, dass er heute immer das Gelege ca. 1 Tag vor dem Schlupf entnimmt und bis zum Schlupf belüftet. Absterben oder Verpilzung hätte er nicht, aber eine 100% Quote an Larven.

In seinem Teenager-Würfel gab es momentan noch einige Feilenfischchen, einige A. bicinctus und 2 P. kauderni. Ohne Zögern gab Achim auch hier seine Tipps aus eigenen Erfahrungen preis. Seit dem er die P. kauderni mit diversen Amphiprion zusammen aufzieht, sind diese viel schreckunempfindlicher. Oft sterben die kleinen Kardinalbarsche vor Schreck weg, weil sie aus ihrer Ohnmacht nicht mehr aufwachen. Amphiprion dienen da wohl zur Abhärtung oder einfach Ablenkung.

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Was sei denn das wirklich Schwierige an der Zucht von Meerestieren wollten wir von Achim wissen und schon waren wir beim Thema Futter. Seine Auskunft: "Die Kleinen fressen einem die Haare vom Kopf. Keine Larve darf eine Fresspause einlegen." Deshalb stellt sich Achim auch schonmal mitten in der Nacht den Wecker, auch wenn dieser eh morgens schon früher klingelt, damit alle vor der Arbeit versorgt werden. Mindestens die erste Woche haben alle seine Larven und er selbst keine Nachtruhe. 24 Stunden Beleuchtung und immer frischer Nachschub an Futter lautet sein Rezept.
Ein weiterer Hinweis: Ausser Garnelen, die Ihr Futter festhalten und auch größere Brocken genüßlich anknabbern, müssen Fischlarven Ruhe zum Fressen haben. Kein Larvenquirl, keine Blubbermaschine, sondern Ruhe und im Futter stehen ist die Lösung. Das Futter muss der Larve ohne große Kraftanstrengung sozusagen ins Maul schwimmen. Jagen kostet zu viel Energie.

ak 3088Wo kommt denn Achims Futter her? Tja, und da wären wir bei seinem Spitznamen: "Der Toilettenzüchter". Auch wenn sich das gar nicht so nett anhört, Achim selbst lacht darüber und niemand meint das böse. Hier ist das Reich von Nannochloropsis, Brachionus, Copepoden und Salinenkrebsen. Aber Anreicherungsmittel, geheime Dosen, Mittel aus fernen Ländern... all das gibt es hier nicht, weil es auch ohne geht wie, er schließlich schon oft beweisen konnte. Dies finden wir von der IFMN einen ganz wichtigen Punkt für den frustrierten Hobbyzüchter, bei dem es nie klappen will.
Achim ist einer von der Sorte, wie wir früher immer gesagt haben, der sich den Allerwertesten auf dem Salzeimer plattdrückt, während er mit der großen Lupe die Larven beim Fressen beobachtet und verstehen lernt. Es geht fast alles auch mit einfachen Mitteln. Vielleicht ginge es noch besser, aber das ist nicht die Frage. Es geht nur darum, ob es überhaupt geht und da lässt Achim nie locker und seine Erfolge geben ihm Recht.

Die Erlaubnis zur Zweckentfremdung des Gäste-WCs hat seine Frau ihm dann doch irgendwann erteilt, als Sie es Leid war ihn kaum noch zu Gesicht zu bekommen. Denn früher befanden sich seinen Aquarien im Keller in dem er viele Stunden nach seiner Arbeit verbrachte. So ganz ohne das Verständnis und die Mithilfe seiner Frau könnte er sein Hobby gar nicht in dem Maße -und schonmal gar nicht im Gästeklo- betreiben. Das wird Achim immer wieder bewusst, wenn er sich einmal wieder den Küchenmixer für das Spirulinapulver ausborgt und seine Frau wegen des seltsamen Gruchs vorsichtig fragt, ob das sein müsse.

Nicht nur von der Korallenfarm kommen die Anrufe, wenn es irgendwo Larven oder Gelege gibt. Meist ist Achim dann schnell vor Ort und nimmt seine neue Herausforderung an. Dann ist Achim in seinem Element und lässt sich auch von Rückschlägen nicht kleinkriegen. "Alles ist möglich, man muss nur herausfinden wie".

Bisher mit seiner nicht ganz orthodoxen Methode hat der fleissige Züchter P. kauderni, H. reidi, L. wurdemanni, P. fridmani, Amphiprion ocellaris (black), A.percula, A.clarkii und A.bicinctus nachziehen können. So einige andere Arten hat er zumindest schon versucht.


Dabei läuft nicht immer alles glatt, wie er traurig zu den P. fridmani erzählte. Mehrere hundert Larven hatte er stolz bis kurz vor der Umwandlung ungefähr am 28. Tag geschafft, nur wenige haben sich am 29. und 30. Tag umgewandelt, die anderen hat er alle verloren. Aber Achim lässt sich nicht unterkriegen: „Das sind Momente, wo man Tränen in den Augen hat und alles hinschmeissen möchte, aber daraus lernt man und gewinnt neuen Ehrgeiz für die nächste Chance“!

Sein Traum ist, seine Centropyge loricula und seine Pseudanthias squamipinnis irgendwann einmal nachzuzüchten. Bis Tag 6 haben die Larven es schon geschafft, aber weiter ist er noch nicht gekommen. Noch nicht...

Centropyge loricula Pseudanthias squamipinnis Chelmon rostratus

Wir drücken ihm die Daumen, wünschen uns viele Nachahmer und in der Zukunft hoffentlich noch mehr Berichte von, mit und über Achim.

Herzlichen Dank!

Frank
für das IFMN Team

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