Diese Zuchtanleitung folgt dem Ziel, mit möglichst einfachen Mitteln eine stabile gemischte Copepoden-Population aufzubauen. Reine Copepoden-Stämme sind häufig kompliziert zu züchten und erfordern steriles Arbeiten. Gemischte, "wilde" Copepoden-Kulturen nach diesem Rezept reichen aus, um einigen Seenadeln, kleinen Seepferden oder Fischlarven, über mehrere Wochen oder Monate hinweg, immer wieder Copepoden anbieten zu können.

Allgemein:
Copepoden aus gemäßigten oder subtropischen Regionen lassen sich am einfachsten züchten, da für ihre Zucht keine Heizung benötigt wird. Ideal funktioniert die Kultur dieser Copepoden an einem kühlen, hellen Ort, z.B. auf Balkon oder im Garten, aber auch in einem (falls vorhanden ungeheizten) hellen Raum. Draußen ist ein Regenschutz wünschenswert, aber eine leichte "Verdünnung" der Kultur ist nicht so tragisch. Am besten bringt man am Behälter eine Markierung an und füllt verdunstetes Wasser, einmal die Woche mit Süßwasser auf. Wenn möglich sollte der Behälter etwas erhöht stehen (10-30cm reichen), das erleichtert die Ernte. Wenn man Wasser aus einem laufenden tropischen Meerwasseraquarium zum Ansetzen der Kultur und für den Voransatz verwendet, befinden sich darin meist schon einige Copepoden und eine geringe Menge Phytoplankton. Es können bereits Arten enthalten sein, die sich unter den einfachen Kulturbedingungen, die wir ihnen bieten, recht gut vermehren. Besser ist es allerdings, zusätzliche "wilde" Copepoden-Arten aus einem gemäßigten oder subtropischen Meer in die Kultur zu geben - auch eine zusätzliche Animpfung der Kulturen mit Phytoplankton kann hilfreich sein, ist aber, wenn sich Phytoplankton von alleine entwickelt, nicht unbedingt notwendig.

Voransatz:
Copepoden VorkulturenAnsätze von "wilden" Copepoden können entweder einer laufenden Kultur entnommen, oder selbst hergestellt werden. Um einen Ansatz selbst herzustellen, gibt man eine kleine Menge lebende Steine, lebenden Sand oder eine Probe natürlichen Meerwassers (aus der Nordsee, dem Atlantik oder dem Mittelmeer) in ein großes Glas, und füllt mit Meerwasser oder Phytoplankton auf. Wenn kein Gestein oder natürliches Meerwasser verfügbar ist, können z.B. auch lebende Makroalgen oder lebende Austern/Miesmuscheln aus dem Lebensmittelhandel verwendet werden. Die lebenden Muscheln werden mit selbst angesetztem Meerwasser gewaschen und das Waschwasser wird dann (als Ersatz für natürliches Meerwasser) zum Voransatz, gegeben. Makroalgen können wie lebende Steine direkt zum Voransatz gegeben werden. Das Glas mit dem Voransatz wird hell, aber nicht in die Sonne gestellt. Nach drei bis vier Wochen können die an den Scheiben krabbelnden Copepoden abgesaugt, und als Ansatz für die eigentliche Kultur verwendet werden. Da nicht jeder Voransatz erfolgreich ist, empfiehlt es sich mehrere solcher Gläser anzusetzen. Falls in einem Voransatz kleine "Quallen" (Medusen von Hydroidpolypen) auftauchen, sollte dieser Voransatz nicht verwendet werden, da diese Medusen sich schnell vermehren können und Copepoden fressen. Produktive Copepoden-Voransätze sollten nicht verworfen werden, da sie an einem kühlen hellen Ort, oft sehr lange stabil bleiben und daher mehrfach zum Ansetzen von Kulturen verwendet werden können.

Kultur:
Balkon CopepodenkulturMan füllt ein möglichst großes, flaches und sauberes Gefäß (z.B. Eimer / Wanne / altes Aquarium) mit sauberem Meerwasser aus dem Meerwasser-Aquarium oder mit Phytoplankton. Dann wird das Gefäß mit dem Copepoden-Ansatz beimpft. Falls man reine Phytoplankton-Kultur zum Ansetzen nimmt, braucht man nur die ersten Wochen oder gar nicht zu füttern. Falls man Wasser aus dem Aquarium oder frisch angesetztes Meerwasser verwendet, füttert man die Kultur ca. einmal die Woche, solange bis sich das Phytoplankton gut entwickelt hat und die Phytoplanktonkultur dicht ist. Gefüttert wird immer nur in kleinen Portionen z.B. mit aufgeschwemmter Frisch-Hefe, Trockenhefe, Fischfutterflocken, Granulat, Abschäumer-Brühe, Phytoplanktonkonzentrat etc.. Nicht überfüttern, das Wasser soll nicht faulen. Wenn die Phytoplanktonkultur dicht ist, kann das Füttern eingestellt werden. Falls man will, können jetzt zusätzlich Brachionus oder Artemia-Nauplien zur Aufzucht in die Kultur eingebracht werden. Mit der Zeit bildet sich am Grund des Behälters Schlamm. Es kann auch passieren, daß das Phytoplankton zusammenbricht und die Kultur fast klar wird, manchmal bilden sich sogar Makroalgen an den Behälterwänden. Dies ist alles völlig in Ordnung - Copepoden leben hauptsächlich von Bakterien, Cilliaten oder Algen. Im Schlamm am Behältergrund finden sie genügend davon. Die Kulturen entwickeln sich je nach Bedingungen unterschiedlich, in meinem Mörtelkübel auf dem Balkon kann ich im Frühjahr nach 6-8 Wochen mit der Ernte beginnen und, nach einer meist etwas weniger produktiven Phase im heißen Hochsommer, bis zum Spätherbst weiterernten.

Ernte:
Zur Copepodenernte werden die Wände des Kulturgefäßes mit einem Schlauch abgesaugt. Man sollte nicht zu weit unten absaugen, sonst wirbelt man Schlamm auf. Aus der abgesaugten Flüssigkeit werden Copepoden der gewünschten Größe ausgesiebt. Die durchgesiebte Flüssigkeit wird einfach zurück in das Kulturgefäß gegeben.

(c) Text und Bilder Martin Reith

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