Kultur von Copepoden:
Was sind Copepoden
Copepoden, die Ruderfußkrebse, sind eine sehr artenreiche Gruppe der Krebstiere mit etwa 14.000 beschriebenen Arten. Der größte Anteil der Arten findet sich im marinen Milieu. Es gibt sowohl planktische und benthische, als auch viele parasitäre Arten. Als Parasiten oder auch als Kommensalen befallen sie Fischen und Invertebraten aller Taxa. Copepoden kommen von der Flachwasserzone bis in die tiefsten Meeresgräben vor. Im Meer erfüllen sie eine wichtige Schlüsselfunktion. Als erste Invertebraten überführen sie das Phytoplankton in die tierische Nahrungskette, in der sie den nächst größeren Tieren als Nahrung zur Verfügung stehen. Planktische und bodennah lebende Copepoden ernähren durch das breite Größenspektrum ihrer Juvenilstadien viele Fischlarven, so auch die der Korallenfische. Die absolute Artenzahl kann bis heute nur geschätzt werden. Durch den großen Detailreichtum im Körperbau erfordert die Beschreibung der Arten ein genaues Studium der Morphologie Die Neubeschreibung von Arten ist darum schwierig und langwierig.
Copepoden-Arten
Wie schon oben angedeutet, gibt es sehr viele Arten von Copepoden. Für eine Kultur kommen aber nur sehr wenige Arten in Frage.
- Calanoide Copepoden: wie Acartia, Calanus, Eurytemora und Paracalanus
- Harpacticoide Copepoden: wie Nitocra, Tisbe und Tigriopus
- Cyclopoide Copepoden: wie Oithona und Paracyclops
Von den calanoiden Copepoden sind Acartia und Eurytemora die Arten, die wohl am häufigsten in der Aquakultur Verwendung finden. Diese Copepoden sind planktisch, was bedeutet, das sie sich immer im Freiwasser aufhalten. Für viele Fischlarven ist das von größter Bedeutung, da sie sich ebenfalls dort aufhalten und ihre Nahrung in diesem Bereich finden müssen. Die harpacticoiden Copepoden dagegen halten sich vorwiegend am Boden oder bodennahen Schichten auf, was wiederum für eine Reihe von verschiedensten Meerestieren von Vorteil ist, deren Lebensraum sich auf diese Zonen beschränkt. Cyclopoide Copepoden sind für eine Kultur unter Hobbybedingungen nicht besonders geeignet.
Verwendungszweck
Wie schon oben beschrieben, sind Copepoden und deren Nauplien das Erstfutter vieler Larven von Fischen, Krebsen und natürlich auch vieler wirbelloser Tiere. Bislang wurden und werden zur Aufzucht von Fischen und Krebsen Brachionus und Artemianauplien verwendet. Der große Nachteil besteht darin, dass diese Tiere nicht oder nur im begrenzten Maße, die für die Entwicklung der Jungtiere wichtigen Omega-3-Fettsäuren liefern. Copepoden enthalten viele Omega-3-Fettsäuren und können sie an die gefütterten Tiere weitergeben. Für manche Fischlarven sind Artemianauplien viel zu groß, als dass sie als Futter dienen könnten.
Copepoden durchlaufen bis zu 12 Nauplienstadien ehe sie das Erwachsenenstadium erreichen. Von 20 µ - 1000 µ reicht die Palette dieser „Futterpartikel". Diese beiden Gründe machen Copepoden zu DER Nahrung bei der Aufzucht von Meerestieren.
Ausrüstung
Je nach Umfang der Zucht wählt man entsprechende Gefäße aus, die aus Glas oder Kunststoff sein können, vorausgesetzt sie sind meerwasserecht. Mit anderen Worten, sie sollten keine Weichmacher / Farbstoffe enthalten, welche die Kultur negativ beeinflussen können. Für den Innenbereich sind Aquarien mit 20-30 Liter Inhalt am geeignetesten, da ihre Handhabung recht einfach ist. Denn die Reinigung der Kulturgefässe ist von Zeit zu Zeit notwendig, sammelt sich doch im Laufe der Kultur relativ viel Detritus an. Um mit einer Kultur zu beginnen benötigt man auch noch kleinere Gefäße wie Petrischalen oder ähnliches. Beginnt man mit einem kleinen Zuchtansatz, so können auch Gemüse- oder Marmeladengläser Verwendung finden. Aufgrund der unterschiedlichen Größe der Tiere werden Siebe mit verschiedener Maschenweite benötigt. Als Anhaltspunkt können Maschenweiten von 20 µ, 60 µ, 100 µ, 250 µ und 1000 µ dienen.
So vielgestaltig wie die Copepoden sind, so unterschiedlich sind ihre optimalen Kulturbedingungen. Jede Copepodenart hat ihre besonderen Ansprüche bezüglich Milieu, Futter- und Wasserparameter. Daher gibt es kein allgemein gültiges Rezept für alle Copepodenarten. Die Lebenserwartung der Copepoden ist unterschiedlich und hängt vom Futter und auch von den Hälterungsbedingungen ab. Mit 3-4 Monaten ist die Obergrenze erreicht. Sobald eine Kultur richtig läuft sollten die adulten Tiere abgefischt werden, damit einer Überalterung vorgebeugt wird.
Wasserpflege
Obwohl eine Filterung für gewöhnlich nicht notwendig ist, sollte eine Wasserzirkulation in den Kulturbecken vorhanden sein. Mittels Luftheber erreicht man eine für die Copepoden schonende Wasserzirkulation. Gleichzeitig wird so auch Futter in Schwebe gehalten, denn die die Algen setzen sich mit der Zeit am Beckenboden ab. Bei der Kultur von harpacticoiden Copepoden, die sowieso bodengebunden leben kann man auf diese Wasserumwälzung verzichten und hin und wieder eine manuelle Umwälzung durchführen.
Licht
Licht benötigen Copepoden sehr wenig und manche wachsen auch fast ohne. Werden im selben Raum eventuell noch Algen kultiviert, so erübrigt sich eine direkte Beleuchtung der Copepoden-Becken meist von selbst. Das schwache Licht reicht für eine kontinuierliche Kultur völlig aus. Beginnt man mit isolierten weiblichen Tieren ist aber eine geringe Beleuchtung notwendig welche ca. 10 Stunden betragen sollte.
Temperatur
Die Ansprüche bezüglich Temperatur sind ebenfalls von Art zu Art recht unterschiedlich, aber viele Copepoden sind recht anpassungsfähig. Eine durchschnittliche Temperatur von 20° C ist sowohl für die meisten kultivierten Copepoden als auch für die als Futter verwendeten, lebenden Algen ein akzeptabler Wert.
Futter
Wie bei jeder Tierzucht, ist auch bei planktischen und benthischen Copepoden das Futter von ausschlaggebender Bedeutung. Die planktischen Arten nehmen aufgrund ihrer Lebensweise hauptsächlich Phytoplankton und kleinstes Zooplankton wie bestimmte Ciliaten auf. Die harpacticoiden also benthischen Arten, fressen neben Phytoplankton auch Detritus und Bakterien. Bakterien scheinen für Copepoden eine wichtige Rolle zu spielen, denn in Kulturgefäßen, die gründlich gereinigt wurden, findet die Vermehrung der Copepoden nur zögerlich statt. Sobald sich durch Fütterung und sonstige Verunreinigung ein Nährboden für Bakterien gebildet hat, nimmt die Vermehrung der benthischen Copepoden sprunghaft zu. Von den vielen Algen die den Copepoden im Meer zu Verfügung stehen, werden nur ganz wenige gezielt kultiviert und können daher als Futter eingesetzt werden. Jede Copepodenart bevorzugt eine bestimmte Alge, frisst aber natürlicherweise auch andere. Am häufigsten wird Rhodomonas verwendet. Auch Isochrysis, Tetraselmis, Pavlova, Dunaliella, Thalassiosira und Chaetoceros eignen sich für die eine oder andere Copepodenkultur. Mischungen von verschiedenen Algen, erweisen sich gegenüber der Fütterung mit einer einzigen Alge als vorteilhaft, werden doch so viele verschiedene Nährstoffe bereitgestellt, die dann an die Larven weitergegeben werden.
Für calanoide Copepoden eignen sich auch einige Dinoflagellaten als Futter, zum Beispiel Heterocapsa und Oxyrrhis. Dinoflagellaten sind besonders bei der Kultur von Acartia von Vorteil, weil sie sich im Freiwasser fortbewegen können und sich nicht wie andere Algen absetzen. Bei der Kultur von harpacticoiden Copepoden können ausser Mikroalgen, auch höhere Algen (Nori) verfüttert werden. Schon nach kurzer Zeit werden diese Algenstückchen von Bakterien zersetzt und gleichzeitig von Copepoden besiedelt, welche die Bakterien abweiden. Bakterien sind für die gute Verdauung der Nahrung nicht nur bei Copepoden notwendig, sondern auch bei den Fischlarven spielen diese eine beachtliche Rolle.
Um ausreichend Futter für die Copepodenkultur zur Verfügung zu haben, benötigt man wenigstens eine Algenkultur die kontinuierlich reichlich Algenmasse abwerfen sollte. Notfalls kann man aber auch Algenkonzentrat benutzen, was aber bei freischwimmenden Copepoden immer wieder aufgewirbelt werden muss. Bei den bodenorientierten Arten ist das Problem nicht von so großer Tragweite, da sie ohnehin das meiste Futter vom Boden aufnehmen. Allerdings sind die Nauplien dieser Spezies ebenfalls freischwimmend, und sollen daher mit lebenden Algen, die nicht so schnell absinken, versorgt werden. Die richtige Alge als Futter hat auch Bedeutung für die Fruchtbarkeit der adulten Tiere, die bei falschen Futter nur wenige oder überhaupt keine Eier legen. Legen die Tiere wenig oder keine Eier, so wird die Kultur nicht zu Erfolg führen und ganz schnell zusammenbrechen.
Zusammenfassung
Obwohl die Copepodenkultur professionell im großen Stiel betrieben wird, bleibt sie für Hobbyzüchter eine Herausforderung. Schon die Beschaffung von entsprechenden Stammkulturen ist oft ein Problem, da diese so gut wie nicht im Handel angeboten werden. Das gleiche gilt auch für die Algenkultur wobei aber hier die Beschaffung bedeutend einfacher ist, da zahlreiche Algenbanken die verschiedensten Algenarten anbieten.
Viele Profi- und Hobbyzüchter beschreiben, dass eine Zucht ohne Copepoden bei einigen Meerwassertieren gelingt, während sie bei anderen versagt. Zweifelsfrei ist die Fütterung mit lebenden Copepoden bei vielen Tieren unumgänglich und wird nur dann zum Erfolg führen, wenn man in der Lage, ist Copepoden in entsprechenden Mengen zu kultivieren.
(c) Text und Bilder Siegfried Jentzsch
Literatur
Josianne G. StØttrup and Lesley A.McEvoy; Live feeds in marine aquaculture
Chend-Scheng Lee, Patricia J.O'Bryen, Nancy H. Marcus; Copepods in Aquaculture
Frank H. Hoff & Terry W. Snell; Plankton Culture Manual