Was sind Copepoden
Copepoden, die Ruderfußkrebse, sind eine sehr artenreiche Gruppe der Krebstiere von unterschiedlicher Grösse. Der größte Anteil der Arten findet sich im marinen Milieu. Es gibt sowohl planktische und benthische, als auch viele parasitäre Arten. Als Parasiten oder auch als Kommensalen befallen sie Fischen und Invertebraten aller Taxa. Copepoden kommen von der Flachwasserzone bis in die tiefsten Meeresgräben vor. Im Meer erfüllen sie eine wichtige Schlüsselfunktion. Als erste Invertebraten überführen sie das Phytoplankton in die tierische Nahrungskette, in der sie den nächstgrößeren Tieren als Nahrung zur Verfügung stehen. Planktische und bodennah lebende Copepoden ernähren durch ihr breites Größenspektrum ihrer Juvenilstadien alle Fischlarven, so auch die der Korallenfische. Die Artenzahl wird heute nur geschätzt, denn durch den großen Detailreichtum im Körperbau erfordert es ein genaues Studium der Morphologie und schränkt dadurch den Fortgang der Neubeschreibungen erheblich ein.
Verwendungszweck
Wie schon beschrieben, sind Copepoden und deren Nauplien das Erstfutter vieler Larven von Fischen, Krebsen und natürlich auch vieler wirbelloser Tiere. Bislang wurden und werden zur Aufzucht von Fischen und Krebsen Brachionus und Artemianauplien verwendet. Der grosse Nachteil besteht darin, das diese Tiere nicht oder nur im begrenzten Masse, die für die Entwicklung der Jungtiere wichtigen Omega-3-Fettsäuren liefern. Die Copepoden speichern die durch ihre Nahrung aufgenommenen Nährstoffe und können sie an die gefütterten Tiere weitergeben. Ausserdem sind für viele Fischlarven Artemianauplien viel zu gross, als das sie als Futter dienen könnten. Copepoden durchlaufen bis zu 12 Nauplienstadien ehe sie das Erwachsenenstadium erreichen. Von 20 µ - 1000 µ reicht somit die Palette der Futterpartikel. Diese beiden Gründe machen Copepoden zu DER Nahrung bei der Aufzucht von Meerestieren.
Arten
Welcher Copepode
Die wohl schwierigste Angelegenheit, dürfte die Bestimmung der Copepoden sein. Aufgrund der Artenvielfalt ist es für den Laien kaum möglich, exakte Angaben über die Artzugehörigkeit zu machen. Eine Bestimmung ist aber deshalb notwendig, da man nur so erfährt, welches Futter der Copepode benötigt. Voraussetzung dafür sind ein Mikroskop und entsprechende Literatur. Für die Futtertierkultur beschränkt man sich auf die drei nachstehenden Copepoden Ordnungen.
Calanoide Copepoden: Acartia, Calanus, Eurytemora und Paracalanus
Harpacticoide Copepoden: Nitokra, Tisbe und Tigriopus
Cyclopoide Copepoden: Oithona und Paracyclops
Je nachdem für welche Tiere das Futter gedacht ist, sollen die Gattungen ausgewählt werden. Relativ einfach sind die harpacticoiden Copepoden zu halten. Dabei ist die Gattung Tisbe mit der Art holothuriae die, welche sich fast von allein vermehrt, wenn die Bedingungen halbwegs gegeben sind. Diese Art stellt keine hohen Ansprüche an ihr Futter.
Anders die calanoiden Copepoden welche hohe Ansprüche an das Futter stellen und somit schon schwieriger zu kultivieren sind. Die cyclopoiden Copepoden stellen ein Zwischending der beiden anderen Ordnungen dar. Manche Arten sind besser und manche schlechter zu kultivieren. Viele der cyclopoiden Copepoden leben parasitär oder räuberisch und sind daher mit grosser Vorsicht zu behandeln.
Aus gutem Grund habe ich mich auf die wenigen Arten beschränkt, da es diejenigen Arten sind, die in der professionellen Aquakultur Verwendung finden.
Thalestris Temora Coryeaus
Monstrilla
Euterpinia Acartia Paracalanus
Kulturausrüstung
Kultur der Copepoden
Je nach Umfang der Zucht wählt man entsprechende Gefässe aus, die aus Glas oder Kunststoff sein können, vorausgesetzt sie sind Meerwasserecht. Mit anderen Worten sie sollten keine Weichmacher enthalten, welche die Kultur beeinflussen würden. Für den Innenbereich sind Aquarien mit 20-30 Liter Inhalt am geeignetsten, da ihre Handhabung recht einfach ist. Denn die Reinigung der Kulturgefässe ist von Zeit zu Zeit notwendig, sammelt sich doch im Laufe der Kultur relativ viel Detritus an. Um mit einer Ein-Weibchen-Kultur zu beginnen benötigt man auch noch kleinere Gefässe wie Petrischalen oder ähnliches. Beginnt man aber mit einem Zuchtansatz, so können auch Gemüse- oder Marmeladengläser Verwendung finden.
Aufgrund der unterschiedlichen Grösse der Tiere werden Siebe mit verschiedener Maschenweite benötigt. Als Anhaltspunkt können Maschenweiten von 20 µ, 60 µ, 100 µ, 250 µ und 1000 µ dienen. Siebe von 20 µ - 60 µ sind auch für die Filtrierung von bestimmtem Futter notwendig. Obwohl eine Filterung für gewöhnlich nicht notwendig ist, sollte eine Wasserzirkulation in den Kulturbecken möglich sein. Mittels Luftheber erreicht man eine für die Copepoden schonende Wasserzirkulation. Damit wird auch gleichzeitig das Futter in Schwebe gehalten, denn trotz der Verwendung von lebendem Futter setzen sich die Algen mit der Zeit am Beckenboden ab. Bei der Kultur von harpacticoiden Copepoden, die sowieso bodennah leben kann man auf diese Wasserumwälzung verzichten und hin und wieder eine manuelle Umwälzung durchführen.
Licht benötigen die Copepoden sehr wenig und manche wachsen auch fast ohne. Werden im selben Raum eventuell noch Algen kultiviert so erübrigt sich eine direkte Beleuchtung der Copepoden-Becken meist von selbst. Das schwache Licht reicht für eine kontinuierliche Kultur völlig aus. Beginnt man mit isolierten weiblichen Tieren ist aber eine geringe Beleuchtung notwendig welche ca. 10 Stunden betragen sollte. So vielgestaltig wie die Copepoden sind so vielschichtig ist die Art der Kultur zu sehen. Jede Copepodenart hat ihre besonderen Ansprüche bezüglich Milieu, Futter- und Wasserparameter. Daher gibt es kein allgemein gültiges Rezept für eine erfolgsversprechende Copepodenkultur.
Die Ansprüche bezüglich Temperatur sind ebenfalls recht unterschiedlich und viele der Copepoden sind auch anpassungsbereit. Je nach dem für welchen Zweck die Copepoden kultiviert werden sollen, richtet sich auch die Temperatur. Eine durchschnittliche Temperatur von 20° C ist sowohl für Copepode als auch für Alge ein akzeptabler Wert.
Zusammenfassung
Obwohl die Copepodenkultur professionell im großen Stiel betrieben wird bleibt sie für Hobbyzüchter eine Herausforderung. Schon die Beschaffung von entsprechenden Stammkulturen ist oft ein Problem, da diese so gut wie nicht im Handel angeboten werden. Das gleiche gilt auch für die Algenkultur wobei aber hier die Beschaffung bedeutend einfacher ist, da zahlreiche Algenbanken die verschiedensten Algenarten anbieten.
Viele Profi- und Hobbyzüchter beschreiben, dass eine Zucht ohne Copepoden bei einigen Meerwassertieren gelingt, während sie bei anderen versagt. Zweifelsfrei ist die Fütterung mit lebenden Copepoden bei vielen Tieren unumgänglich und wird nur dann zum Erfolg führen, sobald man in der Lage ist Copepoden in entsprechenden Mengen zu kultivieren.
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Erstmals veröffentlicht auf lebendfutter-zucht.de, heute nicht mehr online.