Einleitung
Es ist möglich Fischlarven alleine mit Artemia Salina Nauplien grosszuziehen, allerdings ist die Ausfallrate deutlich höher, als wenn man Phytoplankton verwendet. Der Vorteil von Artemia-Nauplien ist es, dass diese sehr einfach und in kurzer Zeit - quasi über Nacht - in nahezu beliebigen Mengen produziert werden können. Artemien, als Bewohner von Salzseen, wissen sich zu helfen, wenn die Sonne wieder hoch am Himmel von Utah steht, der Tümpel in dem sie leben auszutrocknen beginnt und der Salzgehalt der heissen Brühe in astronomische Höhen steigt: Sie legen rasch Dauereier, beten noch hastig ein Artemiaunser und geben dann den Löffel ab. Die Dauereier überleben Jahre im heissen Sand und auch die Temperaturen in unserer heimischen Tiefkühltruhe können ihnen nichts anhaben. Kommt die nächste Regenzeit und werden die Eier wieder nass, schlüpfen nach 18-24 Stunden kleine Nauplien aus den Schalen und entwickeln sich nach einer Weile zu ausgewachsenen Artemien und der Kreislauf des Lebens beginnt von vorne.
Problemstellung
Das grösste Problem bei der Verwendung von Artemia-Nauplien für die Aufzucht von Fischlarven, sind die Eischalen. Erwischt eine Fischlarve in der Hitze des Gefechtes eine Eischale und verschluckt diese, stirbt die Larve kurze Zeit später an Darmverschluss. Die Kunst der Entwicklung von Artemia-Nauplien ist es also, die Nauplien von den Eischalen und den noch ungeschlüpften Eiern zu trennen. Da die Eischalen oben schwimmen und die Nauplien zum Licht, ist eine Trennung mittels umgedrehter Flasche und Entnahme von unten zu bewerkstelligen. Spezielle Artemiaschalen lassen die Nauplien durch einen Parcours zum Licht schwimmen, was natürlich die leeren Eischalen nicht schaffen. Es gibt sogar einen Hersteller, der die Eischalen mittels speziellem Verfahrens beschichtet, sodass diese mit einem im Becherboden eingebrachten Magneten getrennt werden können (AF430 Sep Art). Ein anderer Ansatz sind sogenannte "dekapsulierte Artemiaeier" bei denen die Schale chemisch entfernt wurde: Hierfür sind Anleitungen im Web verfügbar aber ich pansche nicht gerne mit Chemie rum und darum fehlt mir hier die Erfahrung.
Die Eischalen haben die Eigenschaft sich hin zur Wand des Gefässes zu bewegen und da kleben zu bleiben. Dies kann man sich zu Nutze machen, in dem man die Artemien in ein Gefäss gibt, dieses ein paar Minuten stehen lässt und dann mittels Schlauch und Röhrchen, welches bis ca. 1cm über den Boden des Gefässes befestigt wird, langsam die Larven durch ein Sieb ablaufen lässt. Der Vorgang ist gut zu beobachten, damit man rechtzeitig abbrechen kann, bevor der Pegel (und damit allfällige Eischalen) das Röhrchen erreichen. Zusätzlich kann man die Stelle, an welcher das Röhrchen hängt, beleuchten, dass sich da die lebenden Artemianauplien vorzugsweise sammeln.
Anreicherung
Die nächste Schwierigkeit ist, dass der Nährwert von Artemianauplien sehr gering ist und unsere Fischlarven mit vollem Magen verhungern würden. Nur wenige Stunden nach dem Schlupf verfügen die Nauplien über einen mit Nährstoffen gefüllten Dottersack. Es genügt also nicht, nur eine Kultur am laufen zu haben, sondern 2-3 Kulturen müssen parallel bebrütet werden um mehrfach täglich nährstoffreiches Futter verfüttern zu können. Wer sagt's denn: Fischzucht ist fast ein Vollzeitjob! Die Artemia-Nauplien werden jetzt noch ca. eine Stunde in einer Nährlösung, z.B. Selco eingelegt um diese mit Nährstoffen anzureichen. Mehr dazu im Kapitel "Aufzucht von Amphiprion Ocellaris".
Brüten
Die Artemiaeier bewahren wir in der Tiefkühltruhe auf: So sind diese besser haltbar und die Kälte scheint der Schlupfrate förderlich zu sein. Die Eier werden mit Salzwasser normaler Salinität in das Brutgefäss getan und grobperlig belüftet. Nach 18-24 Stunden, abhängig von der Temperatur welche um 20 Grad liegen sollte, schlüpfen die Nauplien und können von den Eischalen getrennt entnommen werden.
Artemia-Nauplien sind mit blossem Auge gut zu erkennen: Ein wilder, zuckender Haufen
Copyright Text und Bilder: Andreas Horvath; Fishgimmicks für Züchter