In einem Projekt des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen geht es um die sexuelle Reproduktion der Steinkorallenart Pocillopora damicornis. Die Arbeitsgruppe Ökophysiologie unter der Leitung von Dr. Andreas Kunzmann beschäftigt sich u. a. mit der Fragestellung, welche Oberflächenstrukturen die Larven dieser Art für ihr Ansiedlungsverhalten bevorzugen.
Die Larven dieser Korallenart sind bereits nach dem Ablaichen der Mutterkolonien 2-4 mm lang und suchen sich kurz danach einen Untergrund, auf dem sie sich ansiedeln können, um den Primärpolypen auszubilden und von dort aus zu wachsen.
Um die Larven zu gewinnen, wurden innerhalb der Meerwasserversuchsanlage MAREE des ZMTs in den bis zu 4 m langen Aquarien verschiedene Kunststoffbehältnisse eingebracht, um die Larven einfangen zu können. Da sie nach Verlassen der Mutterkolonien im Umgebungswasser schwimmen und mit der Strömung in die Abflüsse gelangen, ist es notwendig, Beckenwände um die Mutterkolonien zu installieren, sodass die Larven nicht entkommen können. Alternativ kann man auch feinmaschige Netze verwenden, durch dessen Öffnungen die Larven nicht hindurch passen. Damit ist weitherhin ein Austausch des Wassers im Becken mit dem restlichen Aquarienwasser gewährleistet. Um den zusätzlichen Sauerstoffverbrauch zu decken, der häufig durch die Atmung der Schlangensterne in den Ästen der Mutterkolonien auftritt, ist zu empfehlen, Luftsteine in das Hälterungsbecken der Mutterkolonien einzubringen. Nach dem Ablaichen der Mutterkolonien über Nacht (meistens drei Tage vor, während oder bis zu drei Tage nach Vollmond) können die Larven von der Wasseroberfläche im Hälterungsbecken mit einer Einweg-Pipette abgenommen werden. Dabei ist darauf zu achten, die Larven möglichst aus dem freien Wasser, nicht etwa zerdrückt am Beckenrand, aufzunehmen. Hat man die Larven abgesammelt, kann man sie in kleinere Gefäße mit demselben Aquarienwasser überführen. Eine Filtrierung des Wassers ist nicht zwangsweise notwendig bei dieser Art, da die Larven bereits relativ groß sind und sich aus eigener Kraft aktiv bewegen können. Man sollte nur darauf achten, dass sich keine größeren Fraßfeinde oder zu große Sauerstoffzehrer mit in den Hälterungsgefäßen der Larven befinden. Solange man mit dem Auge einen klaren Wasserkörper betrachtet, reicht das völlig aus.
Foto 1: Wenige Stunden alte P. damicornis Larven. (Foto: L. Röpke)
Möchte man die Larven gezielt auf bestimmte Untergründe ansiedeln, so kann man diese am besten vor Zugabe der Larven mit in das Hälterungsgefäß integrieren. Ob die Larven den Untergrund für gut befinden oder nicht, bleibt abzuwarten. Da kann jeder selbst ein wenig Forschung zu betreiben. Viele Studien berichten davon, dass Sandstein oder Keramiken, sogar Plastik dazu geeignet wären. Der Aquaristiker selbst entscheidet, wie sein Aquarium aussehen soll. Wichtig ist, dass das Hälterungswasser regelmäßig ausgetauscht wird. Später ist zusätzlich eine Strömung wichtig. Nach zwei Wochen wurden die kleinen Korallen wieder zurück in das Aquarium gebracht, in dem auch die Mutterkolonien stehen. Artemien dienen unter anderem zur Fütterung der adulten Korallenkolonien.
Foto 2: P.damicornis Larve kurz vor der Ansiedlung auf einem Keramik Substrat. (Foto: L. Röpke)
Foto 3: Vier Tage alter Siedler oder „Settler“. Nachdem die Larve sich angesiedelt hat, spricht man von einem „Settler“. (Foto: L. Röpke)
Foto 4: 4 Monate alte „Settler“. Die einzelnen Polypen der Kolonie sind als kleine braune Kreise erkennbar. Die Färbung erhalten die Polypen durch die Algen, die in Symbiose mit den Polypen leben. (Foto: L. Röpke)
Copyright Text und Bilder: Lisa Röpke ZMT Bremen