Seepferdchen, für viele der Inbegriff einer Meeresschönheit, doch diese geheimnissvollen Geschöpfe sind stark vom Aussterben bedroht. Der jahrelange Fang, vor allem in asiatischen Ländern wo man getrocknete Seepferdchen zu allerhand „Wunderheilmittel“ verarbeitete, sowie die Umweltverschmutzung, und die Zerstörung ihrer Lebensräume, machen den Seepferdchen Beständen weltweit das leben schwer.
Vor geraumer Zeit nahm ich mich der Haltung und Pflege des brasilianischen Riesenseepferdchens, Hippocampus reidi an. Das brasilianische Reidi gehört zu den größten Arten weltweit, und erreicht eine Körperhöhe von bis zu 26 Zentimeter.
Ihre Heimatgefielde sind die Seegraswiesen des Atlantiks an der ostbrasilianischen Ilha Grande Bay.
In ein extra dafür eingerichtetes Aquarium dass ihren natürlichen Lebensaum nachbildet, zogen 5 Seepferdchen Paare ein. Diese Ursprungstiere sind bereits Nachzuchten, und kamen aus einer Zuchtfarm für marine Lebewesen auf Sri Lanka. Dort werden Seepferdchen und andere Meerestiere gezüchtet, um die Naturbestände zu schonen und zu entlasten.
Da diese Pferdchen bereits an ein Leben im Aquarium gewöhnt waren, war ihr Export nach Deutschland, und die Eingewöhnung ins Aquarium kein Problem. Bereitwillig fressen sie gierig gefrorene Artemien, Krill und Mysis, das sind Krebstiere die ihnen auch in freier Wildbahn als Nahrung dienen.
Bereits nach kurzer Zeit, war den Pferden ihr Wohlstand anzusehen, und somit fingen die Tiere an, in regelmäßigen Abständen abzulaichen. Bis dahin gab es keine Schwierigkeiten, die Tiere laichen bereitwillig, und trugen Ihre Jungtiere auch immer zuverlässig in den Brustbeuteln des Vatertieres aus.
Auf diese Weise erblickten oft hunderte kleiner Seepferdchen das Licht der Welt.
Gerade mal 5 Millimeter sind die Pferdchen bei ihrer Geburt groß, und sind ab sofort auf sich alleine gestellt.
Bedingt durch ihre Größe benötigen die Jungtiere kleinstes Lebendfutter in Form von sogenanntem Zoo- und Phytoplankton. Das sind kleinste Lebewesen die im natürlichen Meer reichlich vorkommen, das sich aber in Aquarienhaltung nur mühsam, und mit großem Aufwand nachzüchten lässt.
Dies stellte mich vor große Probleme und kostete viel Mühe und Zeit die besten Plantonkulturen zu bekommen, und diese zu vermehren. In der Natur ist Plankton der Ursprung allen Lebens, und ohne Plankton überleben die kleinen Seepferdchen die ersten Lebenstage nicht.
Erst nach langem herumprobieren und nachdem ich die komplexe Vermehrung und Zellteilung des Planktons durchschaute gelang es mir, mehrere Zoo- und Phytoplankton Arten dauerhaft zu kultivieren, und sie in ausreichender Menge zu züchten.
Die Zuchtanlage im Keller, die bis Dato nur für die Nachzucht von Süßwasserfischen ausgelegt war, gleicht seitdem einem Chemielabor. Mehrere selbstgebaute Planktonreaktoren sind rund um die Uhr in Betrieb, um genügend Plankton für die kleinen Pferdchen zu erhalten.
Somit wuchsen die ersten Seepferdchen weit entfernt ihrer Heimat in Niederbayern auf.
Mittlerweile kam noch eine weitere Seepferdchen Art in meine Obhut, nämlich das Zebraschnauzen Seepferdchen, Hippocampus barbouri aus den Riffen der Philippinen. Und auch hiervon sind bereits die ersten Paare mit der Nachzucht beschäftigt.
Text und Bild: Stefan Betzenhauser