Algen

Warum Algen

Ausgangspunkt für alle weiteren Futtertierkulturen ist eine Algenkultur. Zwar lassen sich verschiedene Futtertiere wie z.B. Artemia auch ohne Algen aufziehen, sind aber dann von minderer Qualität, da ihnen viele der Nährstoffe, die nur lebende Algen besitzen, fehlen. Mit etwas Übung gelingt es recht schnell einfache Algen zu kultivieren.

Verwendungszweck

Verwendung als Futter

Die meisten der gebräuchlichen Algen in der Aquakultur gehören zu den Grünalgen bzw. Kieselalgen. Nicht von ungefähr sind es die Kieselalgen, welche die meisten Arten im Meer hervorbringen und dadurch sind sie auch prädestiniert zum Gebrauch als Futteralge.
Grünalgen stehen den Kieselalgen aber nicht nach, sondern bereichern die Palette der Algenarten. Alle diese Algenarten stammen aus marinen oder anderen salinen Milieus. Jedoch gibt es auch eine interessante Ausnahme welche im Süsswasser heimisch ist. Haematococcus, sie wird auch als Blutregenalge bezeichnet, kann ebenfalls als Futter verwendet werden.

Arten

Futteralgen

Wie schon beschrieben sind die meisten der verwendeten Algenspecies mariner Herkunft. Einige von ihnen stammen aus Salzseen. Die meisten der hier aufgezählten Arten habe ich auf ihre Brauchbarkeit getestet. Doch nicht jede Alge eignet sich als Futter. Die meisten grossen Algen wachsen relativ langsam, was sich bei einem erhöhten Bedarf negativ auswirkt. Als Faustregel gilt daher, je kleiner die Alge umso besser und schneller wächst sie, vorausgesetzt man benutzt die richtige Nährlösung. 

Futteralgen

Familie

Gattung

Art

Zellgrösse in µ*

Chlorophyceae

Chlorella

elipsiodea

1,5-10

Bacillariophyceae

Chaetoceros

calcitrans

5-16

gracilis

3-8

muelleri

Chlorophyceae

Dunaliella

salina

13-15

tertiolecta

Haematococcus

pluvialis

Dinophyceae

Hetreocapsa

niei

Prymnesiophyceae

Isochrysis

galbana

5-6x2-4

Prasinophyceae

Mantoniella

squamata

3-5

Chlorophyceae

Nannochloris

atomus

2-4

Eusticmatophyceae

Nannochloropsis

salina

2-8

oculata

Prymnesiophyceae

Pavlova

lutheri

5-6

viridis

Bacillariophyceae

Phaeodactylum

tricornutum

13-25

Rhodophyceae

Porphyridium

cruentum

1-6

Cryptophyceae

Rhodomonas

balticum

8-13

salina

Bacillariophyceae

Skeletonema

costatum

6-10

Prasinophyceae

Tetraselmis

chuii

6-7

tetrathele

Bacillariophyceae

Thalassiosira

pseudonana

weisflogii

5-8

* Die Grössenangabe kann bei unterschiedlichen Stämmen variieren!

Bezugsquellen für Algenkulturen

The Culture Collection of Algae at the University of Texas at Austin

Sammlung von Algenkulturen der Universität Göttingen

Station Biologique Roscoff France

Dunabase

The Provasoli Guillard National Center for Culture of Marine Phytoplankton

Reefnutrition

Bezugsquellen für Chemikalien

Carl Roth Laborbedarf

Omikron GmbH Chemikalien & Laborgeräte

Kulturausrüstung

Kulturmethoden

Man sollte immer bestrebt sein, ganz spezielle Algendünger zu verwenden, denn nur sie bieten den Algen alle Nährstoffe die für ein Wachstum gebraucht werden. Besonders sind die Vitamine ein Zusatz, der den häufig verwendeten Blumendüngern fehlt. Viele Algen wachsen ohne diese Vitamine nicht oder nur ganz spärlich. Ebenso ist für Kieselalgen ein Zusatz von Silizium zur Nährlösung unabdingbar. Im Laufe der Zeit wurden viele Rezepte für Nährlösungen entwickelt, die entweder für eine bestimmte Alge, oder für mehrere verwandte Arten verwendet werden können.
So eine Standard-Nährlösung nennt sich F/2 (sprich F halbe). Mit dieser Nährlösung lassen sich sehr viele Algen kultivieren. Denn letzten Endes spielen ja auch Preis und Beschaffungsmöglichkeit eine Rolle. Sollen Kieselalgen kultiviert werden, so muss noch eine entsprechende Menge von Natriumsilikat der Lösung zugefügt werden, da die Standardlösung kein Silikat enthält.
Ein Selber mischen der Chemikalien ist sehr aufwendig, braucht man doch neben diesen noch eine geeichte Waage, die bis auf 1 mg genau wägt. Ausserdem sind die zu verwendenden Chemikalien relativ teuer und nicht immer vorrätig. Daher ist es von grossem Nutzen, schon konfektionierte Lösungen zu verwenden, die dann nur noch abgemessen werden müssen. Oder man verwendet eine fertige Mischung aller Nährsalze und Vitamine. Da Vitamine nur begrenzte Zeit haltbar sind, ist es nicht ratsam grössere Mengen an Nährlösung aufzubewahren. Benutzt man jedoch die gemischten Nährsalze so verlängert sich die Haltbarkeit beträchtlich. Vitamine sowie Nährlösung sollen generell im Kühlschrank und vor Licht geschützt aufbewahrt werden.
Je nach dem wie hoch der Bedarf an Futteralgen ist, werden Gefässe unterschiedlicher Grösse gebraucht. Diese sollten möglichst verschliessbar sein damit die Kultur nicht von anderen Organismen verunreinigt wird und zum anderen sind sie so wesentlich besser handhabbarer als wenn es sich um offene Aquarien oder dergleichen handelt. Im Handel sind zig verschiedene sogenannte Planktonreaktoren die ihre Vor- und Nachteile haben. Eine recht einfache und preiswerte Möglichkeit sind PET Flaschen. Grosse 5L Flaschen benutze ich selbst mit gutem Erfolg. In den Deckel wird ein Loch gebohrt in dem ein Luftschlauch eingeführt werden kann. Das dient einmal zum ständigen Aufwirbeln der Lösung und zu anderen einer besseren CO2 Versorgung der Algen. So wird verhindert, dass sich die Algen absetzen bzw. dass sie an den Flaschenwänden anwachsen. Manche Algen wie z.B. Tetraselmis wachsen schnell an den Wänden an und verhindern so dass das Licht in die Flaschenmitte gelangt. Die Neigung sich abzusetzen haben alle Algen gemeinsam, manche mehr manche weniger. In den genannten Reaktoren verhindert man dies durch einen Magnetrührer. Zwar sind diese Rührer bei kleinen Mengen sehr effektiv aber mit zunehmender Wassermenge werden sie träger und die Algen wachsen dann doch an den Wänden an. Durch zusätzliches manuelles Schütteln der Flaschen, wird den Algen keine Möglichkeit gegeben anzuwachsen was letztlich eine wesentlich höhere Ausbeute an Algenmasse zu Folge hat.
Das die Flaschen, wie auch alle anderen Gefässe die zu Kultur Verwendung finden, steril sein müssen, ist logisch. Die Sterilisation der Nährlösung kann auf verschiedensten Wegen geschehen. Hitzesterilisation scheidet wegen Zerstörung der Vitamine aus. So bleiben verschiedene Möglichkeiten die Lösung mit Hilfe von Filtern keimfrei zu machen. Sterilfilter sind nur einmal zu verwenden und darum nicht gerade preiswert. Sie bieten aber eine absolute Keimfreiheit der zu filternden Lösung. Preiswerter, aber nicht 100%ig sind UV Filter. Aber auch UV Licht zerstört die Vitamine in den Nährlösungen. Als Alternative kann man Salzwasser mit UV sterilisieren und gibt die Nährstoffe mittels Spritzenfilter nachträglich zu. Diese Lösung kommt der Sterilfiltration sehr nahe und bringt ebenfalls gute Wachstumsergebnisse.
Die Flaschen selbst werden nach gründlicher Reinigung und Spülung mit klarem Wasser, mit Alkohol sterilisiert. Denaturierter 75%iger Alkohol ist am besten dafür geeignet da dieser immer wieder verwendet werden kann. Reste des Alkohol's werden mit etwas sterilem Wasser ausgespült. Auf keinen Fall sollten diese Reste in der Flasche verbleiben, da sie einen guten Nährboden für Bakterien darstellen und dadurch die gesammte Kultur kippen lassen würden.
Die Flaschen werden sofort nach Zugabe der Nährlösung angeimpft. Zum besserem Wachstum macht sich erforderlich, das eine angemessene Menge von Impfmaterial zugegeben wird. In der Praxis hat sich ein Verhältniss von 1:5-1:10 bewährt. Bei den 5L Flaschen sollte also wenigstens 1Liter Inokulat zugegeben werden. Wird zu wenig zugefügt, so findet meist ein sehr verzögertes oder überhaupt kein Wachstum statt.
Geerntet werden die Algen sobald die  jeweiligen Algenart eine satte, dunkle Färbung angenommen hat. Je nach Algenspezies und Wachstumsbedingungen kann das nach 1-2 Wochen sein. Ist die Kultur sauber, so kann sie gleich zum animpfen von neuen Kulturen benutzt werden.

 Link zu interessanten Seiten:

http://planktonnet.awi.de/

Zusammenfassung

Algenkultur für Hobbyzüchter

Fischzucht ohne lebendes Futter wird meist nur eine Ausnahme bilden, denn die meisten Fisch- oder Krebslarven sind auf natürliches, lebendes Futter angewiesen.
Ohne entsprechende Algenkultur, ist es fast unmöglich optimales Zooplankton zu kultivieren. Auch wenn verschiedenste sogenannte Anreicherungsfutter angeboten werden, sind Algen durch nichts zu ersetzen, denn sie sind ausser Futter, auch für ein ausgeglichenes biologisches Milieu in den Zuchtbecken nicht zu unterschätzen.

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Erstmals veröffentlicht auf lebendfutter-zucht.de, heute nicht mehr online